Bali

Animal Hoarding – ein furchtbarer Teufelskreis. Die Sucht Tiere zu sammeln, schafft unglaubliches Leid – für Tier und Mensch. Die aufgrund fehlender Kastration stetig steigende Zahl von Tieren, wächst den betroffenen Menschen förmlich über den Kopf. Krankhaft ist dabei das Unvermögen, dies zu erkennen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ein Ehepaar beherbergte mehr als 40 Katzen in einer kleinen Wohnung. Für die erwachsene Tochter war die häusliche Situation nicht mehr zu ertragen, so dass sie sich an unsere spanischen Tierschutzkollegen wandte und um Hilfe bat.

Mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl konnte unsere spanische Tierschutzkollegin die Leute dazu überreden, Tiere abzugeben. Bereits im Treppenhaus schlug den fünf Rettern ein beißender Ammoniakgeruch entgegen, der bei einer Außentemperatur von mehr als 35 Grad Celsius in der Wohnung kaum auszuhalten war. Die völlig verängstigten Katzen stoben panisch in alle Richtungen. Mit beherzt zupackendem und routiniertem Griff konnten 19 Tiere gefangen und in die mitgebrachten Boxen verbracht werden. Auch in den folgenden Wochen wurden weitere Tiere gefangen, 3 Kater allerdings nach erfolgter Kastration wieder zurückgebracht – ein Zugeständnis für die Erlaubnis, die anderen Tiere mitnehmen zu dürfen. Mit der Familie werden zukünftige Besuche vereinbart, damit die Katzenhaltung hier nicht wieder eskaliert.

Tiere aus Animal Hoarder-Haushalten sind oft schwer traumatisiert und so waren die ersten Tage im Tierheim sehr schwierig, Die in mehreren unter Quarantäne gestellten Räumen untergebrachten Tiere litten unter starken Durchfällen. Katzenklos kannten und benutzten sie zunächst nicht, so dass die Reinigung der Räume und die Pflege der Tiere eine große Herausforderung darstellten. Doch nach einigen Tagen begriffen die Katzen, dass sie der Hölle nun entronnen waren, benutzen brav die Toiletten, freuten sich über leckeres Futter und suchten an den Gittereinsetzen der Türen Kontakt zu den Pflegern.

Wer von uns hat sich nicht schon einmal nach einer Trauminsel gesehnt? Auch Katzen haben solche Träume. Ihre Trauminseln sind allerdings viel bescheidener und Palmen wachsen dort höchstens im Blumentopf – ein voller Fressnapf, ein sauberes Klöchen, ein weiches Kuschelbettchen und sanfte Streicheleinheiten sind für sie das Paradies.

Die Animal Hoarder-Katzen erhielten den Namen eines unserer Sehnsuchtsorte – eine Trauminsel für eine Traumkatze.

Bali (geb. ca. 12/2022) ist nach der gleichnamigen indonesischen Insel im indischen Ozean benannt. Dieses zauberhafte Eiland wird auch als „Land der Götter“ bezeichnet und ist geprägt durch zahlreiche Vulkane. Und genau diese vulkanischen Eruptionen kennzeichnen momentan auch Balis Leidensweg. Bei der hübschen Langhaar-Kätzin zeigt sich das ganze Ausmaß von Animal Hoarding, das mit schlimmster Vernachlässigung, Fehl- und Unterernährung, unhygienischen Zuständen und dauerhaftem Stress tiefe Spuren in Balis Gesundheit hinterlassen hat. Bali leidet unter einer paroxysmalen Dyskinesie, einer anfallsartigen Bewegungsstörung, die auf den ersten Blick wie eine Epilepsie anmutet. Im Gegensatz zu epileptischen Anfällen, sind bei der Dyskinesie nur einzelne Muskelgruppen betroffen und das Bewusstsein ist nicht beeinträchtigt.

Bali war zum Zeitpunkt ihrer Rettung obendrein gerade Mutter geworden und durch Trächtigkeit und Stillzeit sehr geschwächt. Ihre beiden Kinder wurden sobald sie aus dem Gröbsten heraus waren, auf eine andere Pflegestelle gesetzt, um Mama Bali nicht zu sehr zu beanspruchen.

Bali wurde medikamentös behandelt und die bislang zweimalig aufgetretenen Anfälle haben sich seitdem nicht wiederholt. Auch sie lebt nun auf einer Pflegestelle, die für sie zu einer rettenden Insel geworden ist. Hier kann Bali endlich zur Ruhe kommen, gutes Futter genießen und durch liebevolle Worte und zärtliche Liebkosungen Vertrauen aufbauen. Bali ist regelrecht aufgeblüht und beginnt jetzt sogar zu spielen und ihre eigene verpasste Kindheit nachzuholen.

In ihrer Pflegestelle lebt Bali mit 3 Katzen, einem Hund und einem Vogel zusammen. Bali ist extrem sozial und wünscht sich so sehr eine(n) Katzenfreund(in) zum Spielen und Kuscheln. Leider sind die anderen Katzen dort nicht so gesellig, und so bleibt Bali nichts weiter übrig, als sich mit sich selbst zu beschäftigen. In ihrem zukünftigen Zuhause sollte sie daher unbedingt freundliche und zugewandte Artgenossen bekommen und auch ein katzenfreundlicher Hund wäre ihr durchaus willkommen.

So unbefangen sie auf Tiere zugeht, so zurückhaltend ist Bali zunächst mit Menschen, die sie nicht kennt. Verständlich, wenn man ihre Vorgeschichte bedenkt. Bali braucht auf jeden Fall ein ruhiges Zuhause mit viel Zeit und am Anfang auch etwas Geduld. Liebevolle Streicheleinheiten benötigt nicht nur Balis wunderschönes platinfarbenes Langhaarfell, sondern auch ihre zarte Seele.

Bali ist bereits kastriert, geimpft, negativ auf FIV und FeLV getestet. Für die Reise nach Deutschland wurde sie mit einem Mikrochip und einem EU-Heimtierausweis ausgestattet.

Die Tierärzte schätzen Balis Dyskinesie als eine den schlechten Haltungsbedingungen geschuldete, vorübergehende Störung ein. Bis sie in einem richtigen Zuhause Wurzeln geschlagen und sich gut eingelebt hat, soll sie ihr Medikament weiterhin täglich bekommen, um keinen erneuten Anfall zu riskieren. Wenn Bali wieder richtig aufgepäppelt ist, sollte man sich von seinem Tierarzt beraten lassen, ob ein Auslassversuch der Medikation indiziert ist.

Bali ist eine Traumkatze, die ihren Menschen viel Freude bereiten wird. Menschen, die bereit sind, das wieder gut zu machen, was andere ihr an Leid zugefügt haben.

Traum-Katze sucht Traum-Menschen!

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Bali ist am 01.12.2024 in ihr neues Zuhause zu Margarita L. gezogen.