Eine Katze zieht ein

Die Eingewöhnung einer neuen Katze ist so vielfältig wie die Katzen selbst. Während einige sich erst einmal unsichtbar machen, steuern andere sofort den nächsten Napf oder Schoß an.

Die Eingewöhnungsschritte sollten daher individuell an jedes Tier angepasst werden.

Es empfiehlt sich auf jeden Fall, den Neuankömmling zu separieren. Bitte bereiten Sie den Raum vor dem Transporttermin vor. Er sollte über eine bequeme Schlafgelegenheit – für scheue Tiere noch besser eine Höhle -, eine Kratzmöglichkeit, eine Katzentoilette und Futter- und Wassernäpfe verfügen.

Neugier ist verständlich, denn der Einzug eines neuen Hausgenossen ist für alle ein wunderbarer Moment. Doch gönnen Sie Ihrem Tier erst einmal Ruhe. So sollten sich nicht gleich alle Familienmitglieder im Ankunftsraum versammeln und Freunde und Verwandte müssen noch etwas länger Geduld haben.

Bitte rechnen Sie damit, dass Ihre neue Katze vom Transport erschöpft und verängstigt ist. Möglicherweise wird es Stunden dauern, bis sie sich traut, die Transportbox zu verlassen. Wahrscheinlich wird sie sich zunächst verstecken. Es ist normal, dass sie zunächst weder frisst, noch trinkt (und demzufolge auch die bereitgestellte Katzentoilette nicht gleich benutzt). Die ersten Schritte zur Erkundung des neuen Zuhauses werden häufig in der Ruhe und Sicherheit der Nacht unternommen.

Obwohl unsere Katzen unmittelbar vor dem Transport nochmals tierärztlich untersucht werden, kann es vorkommen, dass sie Durchfall entwickeln. Dies kann durch den Stress des langen Transportes oder durch die Futterumstellung bedingt sein. Auch das Mitbringen unerwünschter Parasiten können wir nicht immer verhindern.

Beobachten Sie Ihr Tier zunächst gut und geben Sie ihm ein wenig Zeit, sich von den Strapazen zu erholen. Sollte es sich allerdings um ernste Krankheitssymptome handeln, sollte der Tierarzt aufgesucht werden. Unsere Tiere werden für den Transport nicht sediert, da die Gefahr einer Auskühlung zu groß ist.

Die ersten Tage sollte Ihr neues Stubentigerchen in seinem Zimmer verbringen, um die Strapazen des Transportes hinter sich zu lassen und sich auch an seine neuen Besitzer zu gewöhnen. Weniger ist mehr. Gerade bei scheuen Tieren sollte man anbieten aber nicht aufdrängen. Lassen Sie die Katzen von selbst kommen und belohnen Sie jedes Ihnen zugewandte Verhalten mit lieben Worten oder sogar sanften Streicheleinheiten.

Vertrauen bekommt man nicht geschenkt – Vertrauen muss man sich verdienen!

Erst wenn sich der Neuankömmling an seine neuen Menschen gewöhnt und etwas Vertrauen gefasst hat (bei scheuen Katzen kann dies eine Weile dauern), kann man den nächsten Schritt gehen. Sind keine weiteren Katzen im neuen Zuhause, darf sich nach der ersten Eingewöhnung die Tür öffnen, damit das neue Familienmitglied die Welt dahinter erkunden kann.

Die Zusammenführung mit bereits vorhandenen Katzen verlangt viel Fingerspitzengefühl, Geduld und auch Nerven.

Jede Zusammenführung ist so unterschiedlich, wie die Tiere selbst. Daher sollte sie immer auf die jeweilige Situation passend zugeschnitten sein.

Leider gibt es kein Patentrezept. Für eine erfolgreiche Zusammenführung können wir daher nur bewährte Zutaten nennen, die individuell zusammengestellt werden müssen:

Sprachkurs

Für eine Zusammenführung wie auch generell für ein harmonisches Zusammenleben, sind Grundkenntnisse in der Katzensprache unerlässlich. Katzen kommunizieren sehr viel mit uns Menschen. Doch sie tun es weniger mit Lautäußerungen, als mit ihrer Körpersprache. Kleinste Veränderungen können bei Katzen große Bedeutung haben. Hinweise auf die Stimmungslage geben die Größe der Augen und Pupillen, die Stellung der Ohren, das Sträuben des Fells, die Stellung und Bewegung des Schwanzes, Bewegungen der Schnurrhaare oder die generelle Körperhaltung. Beobachten Sie Ihre Katze/n aufmerksam. Eine gute Kommunikation stärkt die Bindung zwischen Mensch und Tier, denn Katzen wissen es sehr zu schätzen, wenn wir in ihrer Sprache sprechen und sie auch einmal anschnurren oder beköpfeln.

Zuckerbrot statt Peitsche

Mit Schimpfen wird man bei Katzen keinen nachhaltigen Effekt, mitunter sogar eher das Gegenteil erzielen. So sollte man nicht Fehlverhalten bestrafen, sondern positives Verhalten verstärken.

Ein Beispiel: Kratzt eine Katze am Sofa, so sollte man ihr eine Kratzalternative anbieten und sie loben, wenn sie diese anstelle des Sofas benutzt. Belohnung prägt sich einer Katze fest ein. Bestrafung zerstört das Vertrauensverhältnis.

Bei einer Zusammenführung sind bereits kleine Zeichen wichtig, die zeigen, dass die Katze nicht unfreundlich oder gar aggressiv auf den Artgenossen reagiert. Bewegt sich die Katze freundlich einen Schritt auf die andere Katze zu, bleibt sie ruhig, oder verlässt sie auch nur desinteressiert den Raum, ist das schon eine Belohnung wert. Es müssen nicht immer Leckerchen sein. Loben und streicheln Sie Ihre Katze besser.

Eifersucht

Lassen Sie keine Eifersucht bei den vorhandenen Tieren aufkommen. Verständlicherweise möchte man sich um das neue Tier kümmern, um es gut einzugewöhnen. Doch gerade in der sensiblen Anfangszeit sollte man besonders den Altkatzen zeigen, dass sie nach wie vor die Nummer 1 sind und sie nicht Gefahr laufen, weniger Liebesbekundungen zu bekommen.

Pheromone

Auch Pheromon-Präparate sind geeignet, um den Stress zu reduzieren und die Katzen zu entspannen. Pheromone sind Duftstoffe, die z.B. beim Säugen oder beim Köpfchenreiben abgegeben werden und bei den Katzen für ein wohliges Gefühl sorgen. Es gibt im Handel verschiedene Präparate und Darreichungsformen wie z.B. Verdampfer für die Steckdose oder Sprays.

Sicher ist sicher

Hilfreich vor einer Zusammenführung ist eine Gittertür oder ein im Türrahmen gespanntes Netz, die den Eingewöhnungsraum des Neuankömmlings vom Rest der Wohnung abtrennt. Sie erlaubt einen ersten Blick- und Nasenkontakt, verhindert aber unfreundliche Streitereien. Wie lange man diese Schutzgrenze aufrechterhalten muss, hängt vom Verhalten der Tiere ab. Für den Neuling ist alles fremd und ungewohnt, für den Alteingesessenen ist ein Fremder in seinem Revier. Es muss nicht gleich die große Liebe sein. Jeder kleine friedliche Schritt zählt auf dem Weg zu einer harmonischen Freundschaft. Knurren, Brummen und Fauchen sind am Anfang völlig normal. Böse Streitereien oder gar Attacken sollten jedoch unterbleiben.

Dompteur-Effekt

Im Zirkus betritt der Dompteur als erster die Manege. Damit möchte er nicht den meisten Applaus einheimsen, sondern sich eine bessere Position gegenüber den Raubkatzen verschaffen. Diesen Effekt sollte man sich auch bei der Zusammenführung zunutze machen. Ist nach der ersten Eingewöhnungsphase mit Gittertür der große Tag der Zusammenführung gekommen, sollte man die vorhandene/n Katze/n zunächst in einem Raum separieren und dem neuen Tier die Möglichkeit geben, in Ruhe die Wohnung zu erkunden um Rückzugs- und Fluchtmöglichkeiten auszuloten. Erst dann lässt man die Altkatze/n zu dem Neuling. Gibt es bereits mehrere Katzen im Zuhause, empfiehlt es sich, diese jeweils einzeln zu dem neuen Tier zu lassen. Ohne ihre gewohnte Gruppe, machen sie dann nicht „den dicken Max“ und sind vorsichtiger. Dabei beginnt man mit dem freundlichsten Exemplar, um dem Neuankömmling weniger Stress zu bereiten.

Ablenkungsmanöver

Um dem ersten Kennenlernen „in freier Wildbahn“ gleich einen positiven Anstrich zu verleihen, kann man gut mit Belohnungen arbeiten. Leckerchen, ein Thunfisch-All-you-can-eat oder auch ein neues Spielzeug helfen, das Zusammentreffen mit dem Artgenossen im Katzenköpfchen positiv zu verknüpfen. Die Situation ist entspannter und macht Lust auf „mehr“.

Mobbing-Prophylaxe

Mobbing ist leider nicht nur ein Problem unseres modernen Arbeitslebens, auch Katzen benutzen es, um ihre Widersacher zu unterdrücken.

Sorgen Sie für Rückzugsmöglichkeiten, damit sich gestresste Tiere aus dem Weg und aus den Augen gehen können. Gemütliche Höhlen (es reicht auch ein gepolsterter Pappkarton) sorgen für ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.

Vermeiden Sie Einbahnstraßen. Kletterbäume und Catwalks sollten immer einen Aufstieg und einen Abstieg besitzen, damit ein Tier nicht bedrängt werden, sondern ausweichen kann.

Stellen Sie gerade in der Anfangszeit eine ausreichende Anzahl von Katzentoiletten zur Verfügung, damit es an diesem sensiblen Örtchen nicht zu Auseinandersetzungen kommt.

Zurück an die Startlinie?

Die manchmal auftretenden unfreundlichen Rektionen wie Fauchen, Brummen oder auch Pfotenhiebe können viele Katzenbesitzer nicht aushalten. Daher werden die Katzen immer wieder voneinander getrennt und in separate Räume gesperrt. Dieses Vorgehen ist allerdings absolut kontraproduktiv. Bei den Tieren kann kein Gewöhnungseffekt einsetzen und damit auch kein Fortschritt erzielt werden. Man beginnt quasi immer wieder von vorne.

Machen Sie bei der Eingewöhnung lieber viele kleine Schritte nach vorne als einen großen (Rück-)Schritt.

Gut Ding braucht Weile

Natürlich wünscht man sich so schnell wie möglich ein harmonisches Miteinander. Doch eine Eingewöhnung und Zusammenführung brauchen ihre Zeit. Schrauben Sie Ihre Erwartungshaltung runter und lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn die Tiere nicht sofort Freundschaft schließen. Mal Hand aufs Herz: Würden Sie sich sofort mit jedem wildfremden Menschen perfekt verstehen? Begegnen Sie Ihren Tieren mit Geduld und Verständnis. Günstig ist es, wenn man sich für die Zusammenführung Urlaub nehmen und die ersten Tage begleiten kann.

Das größte Problem bei einer Zusammenführung sind allerdings nicht die Tiere, sondern die Menschen.

Nicht immer erfüllt sich die Erwartungshaltung, dass die alteingesessenen Katzen genauso begeistert von dem pelzigen Familienzuwachs sind.

Der Schlüssel zum Erfolg ist Geduld. Meist wird viel zu schnell das Handtuch geworfen und ein Tier wegen vermeintlicher Unverträglichkeit zurückgegeben. Es ist völlig normal, dass es Tage, Wochen, manchmal sogar Monate dauert, bis Harmonie einkehrt.

Das eigene Verhalten überträgt sich auf die Tiere. Möchte man also ein entspanntes Miteinander erreichen, so muss man auch selbst entspannt sein. Ängstlichkeit und Nervosität lassen auch die Tiere unsicher werden. Katzen sind Gewohnheitstiere und fühlen sich in vertrauten Abläufen am wohlsten. Schaffen Sie Normalität und verhalten Sie sich wie auch sonst, um den Alteingesessenen zu signalisieren, dass sich eigentlich gar nichts verändert hat.

Eine Zusammenführung ist oft eine Gratwanderung. Das neue Tier hat bereits viel durchgemacht und muss sich an eine andere Umgebung, neue Menschen und Tiere, anderes Futter und völlig andere Lebensabläufe gewöhnen. Für das alteingesessene Tier ist es ein Eindringling im Revier und ein Konkurrent um die Gunst seines geliebten Menschen.

Vermenschlichen Sie das Katzenverhalten nicht. Auf uns wirken Streitereien unter Katzen oft gefährlich und wir können diese Situationen nur schwer ertragen. Doch für die Tiere sind sie völlig normal und für die Findung einer Rangordnung auch manchmal unerlässlich. Fauchen, Pfotenhiebe, Brummen, Knurren, Jagen und Raufen gehören zu einem normalen Katzenalltag. Auch Katzen sind hin und wieder mal mit der falschen Pfote aufgestanden und Streit ist dann vorprogrammiert. Katzen machen das für gewöhnlich unter sich aus. Bemühen Sie sich daher um etwas mehr Gelassenheit und bleiben Sie auch in unfreundlichen Situationen ruhig. Natürlich darf es nicht zu ernsten Attacken mit Verletzungen kommen.

Zugegebenermaßen kann eine Zusammenführung eine mitunter sehr nervenaufreibende Zeit sein.  Doch die Mühe lohnt sich. Und sobald man seinen neuen Hausgenossen integriert hat, ist die anstrengende Anfangsphase schnell vergessen.

Natürlich stehen Ihnen Ihre Vermittlerin und das gesamte Team der Traumkatzen e.V. bei Fragen oder Problemen zur Seite.

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