Rurru

Was sich da auf die langjährig erfahrene Betreuerin einer Katzenkolonie zubewegte, war auf den ersten Blick kaum als Katze zu erkennen. Ein wandelndes Fellbündel versuchte am Futterplatz mühsam mit den anderen Katzen Schritt zu halten und auch etwas von dem mitgebrachten Fresschen zu ergattern. Doch Rurru (geb. ca. 01/2012) machte nicht nur ihr Pelz zu schaffen. Sie schien auch große Schmerzen beim Fressen zu haben. Kurzerhand wurde Rurru in eine Box gesetzt und mit ins Tierheim genommen.

An eine gründliche Untersuchung war zunächst gar nicht zu denken, weil man aufgrund des völlig verfilzten Fells kaum eine Chance hatte, mit dem Stethoskop etwas zu hören. So musste Rurru erst einmal zum Friseur für eine im wahrsten Sinne des Wortes sehr haarige Angelegenheit. Mit Schere und Rasierer tastete man sich langsam an die unter einem Wirrwarr an verknoteten Fellplatten steckende Rurru heran und übrig blieb ein ganz kleines Häufchen Katze und ein riesengroßer Haufen Fell. Udo Walz hätte entsetzt die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, denn Rurru sah zugegebenermaßen nicht nach hoher Coiffeurskunst aus, sondern eher, als wäre sie von Motten zerfressen worden. Egal. Zumindest Rurru fand ihren neuen Look absolut perfekt. Nachdem sie sich von der anstrengenden Prozedur ein wenig erholt hatte, kam richtig Leben in die ältere Katzendame und Rurru fühlte sich wie von einer riesengroßen Last befreit.

Doch Rurru musste leider nicht nur Haare lassen. Da Rurru Schmerzen im Mäulchen hatte, war es erforderlich, auch einige Zähnchen zu entfernen. Bereits in der Quarantänebox fing Rurru wieder an, mit Appetit zu essen und nachdem sie auf eine Pflegestelle umziehen durfte, fühlt sie sich rundherum wieder pudelwohl.

Wie viele ältere Herrschaften hört Rurru nicht gut, möglicherweise auch gar nichts mehr. Beschwerden im Bereich des Rückens bzw. der Hinterbeine führten zu einer umfangreichen Diagnostik, bei der jedoch keine Ursache gefunden werden konnte und wohl auch als Alters-“Zipperlein” zu werten sind.

Rurru ist eine sehr angenehme Hausgenossin, die sich schnell eingewöhnt und auch sehr dankbar zeigt. Als angehende Seniorin (Rurru mag das allerdings gar nicht gerne hören), ist sie schon etwas gesetzter und ruhiger, auch wenn sie immer mal wieder ihre „5 Minuten“ bekommt und sich wie ein Kitten verhält. Sie ist sanftmütig, liebevoll und verschmust und wäre daher auch für Katzenanfänger oder Kinder, die ihr ihre Ruhezeiten zugestehen, perfekt geeignet. Die heißgeliebten Streicheleinheiten belohnt Rurru brav mit lautem Schnurren, was ihr letztlich auch ihren Namen eingebracht hat. Und nachdem ihr Klangkörper unter den dämpfenden Fellmassen wieder freigelegt wurde, sind auch noch einige Dezibel dazugekommen.

Rurru ist sehr sozial und verträglich. Einem auf der Pflegestelle lebenden Kater, der aus völlig unerfindlichen Gründen Angst vor ihr hat (es wird doch wohl hoffentlich nicht der misslungene Haarschnitt sein?), begegnet Rurru extrem freundlich und vorbildlich rücksichtsvoll. Rurru soll in ihrem neuen Zuhause auf jeden Fall die Gesellschaft eines netten und auch eher ruhigen Samtpfötchens genießen dürfen und nicht ihr Leben als Einzelkatze fristen müssen.

Wer noch einen Schoßplatz frei hat und gerne ein Langhaarpelzchen streichelt und bürstet, ist für Rurru die Idealbesetzung ihres Wunsch-Menschens. Gemeinsam gemütliche Kuschelzeiten genießen – das wäre für Rurru herrlich. Und wie wundervoll würde Rurru dann auch bald wieder aussehen?

Ein Sonnenbad auf einem gesicherten Balkon oder ein Näschen voll frischer Luft an einem abgenetzten Fenster würde Rurru ebenfalls gut gefallen. Und irgendjemand muss ja schließlich auch aufpassen, was sich in der Nachbarschaft so alles ereignet.

Rurru ist bereits kastriert, geimpft, gechipt und negativ auf FIV und FeLV getestet. Alles was ihr jetzt noch fehlt, ist eine Fahrkarte in ihr neues Zuhause.

Und was wusste schon Coco Chanel?

„Eine Frau, die ihre Haare schneiden lässt, ist dabei ihr Leben zu verändern.“

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Rurru ist am 17.06.2023 in ihr neues Zuhause zu Kathrin L. gezogen.